Ein ganz besonderer Friedhof befindet sich in –sterreich. Mehr als 200.000 Menschen besichtigen jedes Jahr den "Friedhof ohne Tote", wie dieser im Volksmund genannt wird. Auf diesen Friedhof sind keine Verstorbenen beigesetzt, wie der Name bereits vermuten lässt.

Vielmehr ist in der Nähe der Stadt Kramsach in Tirol ein Museumsfriedhof errichtet, der traditionelle Rituale des Friedhofslebens der Region dokumentiert. Besonderes Augenmerk des Freilichtmuseums ist die Ausstellung von Grabkreuzen und Grabsteinen mit teilweise sehr skurrilen und belustigenden Inschriften. Als Grund für diese ungewöhnlichen Inschriften gilt die traditionelle Beschreibung der Verstorbenen, die besonders in den ländlichen Gebieten –sterreichs und der Schweiz Verbreitung gefunden hat. Seit dem 16. Jahrhundert ist es in einigen Regionen der Alpenländer Brauch, das Leben der Verstorbenen in einem Zweizeiler zu beschreiben. Dabei entstanden teils freiwillig, teils unfreiwillig komische Grabinschriften.

Besonders in stark landwirtschaftlich geprägten Gebieten fanden diese Inschriften Verwendung. Aber nicht nur in den Alpenländern gab es diesen Brauch. Es wird angenommen, dass dieses Brauchtum von den britischen Inseln aufs Festland übertragen wurde. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und Teilen Australiens hat man solche Inschriften gefunden. Einige davon waren aus dem 18. Jahrhundert. Heutzutage gibt es allerdings kaum noch Bauern, die diese alte Tradition pflegen.

Das Freilichtmuseum in Kramsach soll nun weiter vergrößert werden. Mehr als 700 weitere Grabsteine und Kreuze gibt es noch in der Sammlung des Betreibers, die nach der Fertigstellung des Areals ausgestellt werden sollen. Der Eintritt zu dem Gelände ist kostenlos. Der Museumspark hat ganzjährig geöffnet.

 

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