Eine neue Studie des Fachmagazins "The Lancet" kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Wohl erstmals ist die Sterblichkeit junger Erwachsener höher als von Kleinkindern. Die Forschung in einigen Altersgruppen wurde vernachlässigt, warnen Forscher.

Die Wissenschaftler werteten für die internationale Untersuchung zur Sterblichkeit Daten aus 50 Ländern für einen Zeitraum von 50 Jahren aus. Dabei liegt die Sterblichkeitsrate männlicher Jugendlicher im Alter zwischen 14 und 20 Jahren heute erstmals höher als die der Kinder zwischen einem und dreizehn Jahren. Die Reduzierung der Kindersterblichkeit stand in den letzten Jahrzehnten im Fokus der Forschung. In den letzten 60 Jahren hat der medizinische Fortschritt die Überlebenschancen von Kleinkindern deutlich verbessert. Die UNO erklärte die Senkung der Kindersterblichkeit zu einem ihrer sogenannten Millenniumziele. Zwischen 1990 und 2015 soll die Sterblichkeit um zwei Drittel gesenkt werden. „ltere Kinder und Jugendliche wurden bislang von der Forschung weitgehend vernachlässigt.

Männliche Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren sterben heute dreimal so wahrscheinlich als Jungen mit einem Alter von einem bis vier Jahren. Die häufigste Todesursache bei männlichen Jugendlichen ist der Autounfall. Die Zahl der Unfalltoten wird in den nächsten 25 Jahren vermutlich sogar noch steigen, berichtet der Wissenschaftler Russell Viner vom University College London. Neben Unfällen sind auch Gewalt und Selbstmorde Gründe für die höhere Sterblichkeit männlicher Jugendlicher.

Russell Viner und seine Kollegen fordern ein Umdenken im Gesundheitswesen. Gesundheitskampagnen sollten in Zukunft stärker auf die Gruppe der Jugendlichen zwischen 10 und 24 Jahren ausgerichtet sein. Neben der HIV-Prävention sollte dabei auch auf Unfallrisiken und auf die psychische Gesundheit eingegangen werden.