Ein Grab gilt als letzte Ruhestätte für die Gebeine eines Verstorbenen. In einer bestimmten Grabform wird man allerdings nie die Überreste eines Toten finden. Diese Form wird als Kenotaph bezeichnet. Dieses Grab dient lediglich der Erinnerung an bedeutende Personen oder Ereignisse.

Kenotaphe werden damit ebenso zur Erinnerung und dem Gedenken an Verstorbene genutzt wie auch eine gewöhnliche Grabstätte. Allerdings befinden sich die sterblichen Überreste an anderen Orten, sodass dem Kenotaph eher die Funktion einer Gedenktafel oder Mahnmals zukommt.

Die Grabform eines Kenotaphs, auch Scheingrab genannt, gibt es schon viele Jahrhunderte. Einst hat man leere Gräber errichtet, um Verstorbene zu würdigen, deren sterbliche Überreste nicht gefunden wurden. In vielen Fällen waren es Kriegsopfer. Aber auch bekannten Persönlichkeiten wurde in der Heimat ein Scheingrab errichtet, wenn die Person bereits an einem anderen Ort bestattet wurde. Diese Ehrenmäler wurden in der Antike meist von den Angehörigen des Verstorbenen gebaut.

Vielen berühmten Persönlichkeiten wurde so eine Erinnerung geschaffen. Eines der bekanntesten Kenotaphe ist das von Sir Issac Newton, das nie realisiert wurde. Es sollte aus einer im Durchmesser 150 Meter großen Kugel bestehen und das Universum samt Sternenhimmel symbolisieren. Andere Kenotaphe befinden sich beispielsweise in Wien, für Herzog Rudolf IV, oder im Dom von München, in dem sich ein Kenotaph für Kaiser Ludwig von Bayern befindet.

Eine weitere Funktion des Scheingrabs ist das Erinnern an besondere Ereignisse. Dabei fungiert es als Mahnmal. Ein Kenotaph für die Opfer des zweiten Weltkrieges befindet sich im Londoner Stadtteil Westminster. An diesem Mahnmal werden jedes Jahr an einem Sonntag im November Kranzniederlegungen durchgeführt, um den gefallen englischen Soldaten zu gedenken.
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